Rundgang
Heute sind es an jeder Seite sieben Kapellen einschließlich der beiden Turmkapellen, dann der Hochaltar und schließlich der Braueraltar auf der Empore.
Die Gesamtzahl der Altäre beläuft sich somit auf insgesamt 16 Altäre in St. Peter.
1. Der barocke Hochaltar
2. Altar der Corporis-Christi-Erzbruderschaft (Nordseite)
3. Altar der Maria-Hilf-Bruderschaft (Südseite)
4. Seitenkapelle: St. Martins-Altar (sog. „Schrenck-Altar“) um 1400
5. Seitenkapelle: St. Korbinian
6. Seitenkapelle: Wies Kapelle
7. Beichtkapelle: Aloysius von Gonzaga
8. Seitenkapelle der Hl. Munditia – Liborius Altar
9. Beichtkapelle: Beweinung Christi
10. Nördliche Turmkapelle: Katharina-Kapelle
11. Südliche Turmkapelle: Taufkapelle
12. Beichtkapelle: Arme-Seelen
13. Seitenkapelle: Joseph-Kapelle
14. Beichtkapelle: Kapelle der Hl. Drei Könige
15. Seitenkapelle: Florian- oder Johannes-Kapelle
16. Beichtkapelle: Hl. Franziskus
17. Seitenkapelle: Anna-Kapelle
1. Der barocke Hochaltar
Beeindruckend ist der barocke Hochaltar von Nikolaus Gottfried Stuber,
Johann Georg Greiff
Egid Quirin Asam – die vier Kirchenväter
Erasmus Grasser – der Apostelfürst Petrus
Er ist der Mittelpunkt der Peterskirche!
Der Altar entstand zwischen 1730 und 1734. In seiner Mitte befindet sich eine von Erasmus Grasser geschaffene, goldene Petrus-Figur mit abnehmbarer Tiara.
Anmerkung: Traditionsgemäß wird die Tiara beim Tod eines Papstes bis zur Wahl eines Nachfolgers entfernt. Die Petrusfigur ist das einzige Element im Barockaltar, das aus dem früheren, gotischen Alter übernommen wurde.
Seit dem 1630 gotischen Hochaltar abgetragen worden war, suchte man nach einer neuen Altarlösung, um die als Gnadenbild verehrte spätgotische Sitzfigur des Hl. Petrus von Erasmus Grasser zu präsentieren.
Es sollte jedoch noch hundert Jahre dauern, bis man sich für einen Entwurf von Nikolaus Stuber entschied. Dieser baute 1730-34 auf einem Sockel aus Tegernseer Marmor eine hölzerne Säulenarchitektur, die auf Berninis Hochaltar von St. Peter in Rom rekurriert.
Egid Quirin Asam schuf im Jahr 1732 die vier aus Holz und nicht wie üblicherweise aus Stuck gefertigte Kirchenväter, die den Hl. Petrus flankieren. Übrigens für Egid Quirin Asam kein Problem die Figuren mit einer Höhe von ca. 2,50 bis 2,70 m aus Holz zu fertigen, zumal er ein Faistenberger-Schüler war.
Wie in St. Peter zu Rom stellen sie zwei abendländische und zwei morgenländische Kirchenlehrer dar (Ambrosius und Augustinus im Westen, Athanasius und Johannes Chrysostomus im Osten) – so im aktuellen Kirchenführer Schnell + Steiner.
ABER: Es handelt sich hierbei wohl um die vier lateinischen Kirchenväter (so auch im aufgelegten Kirchenführer vor dem Zweiten Weltkrieg) Gregor der Große, Hieronymus als Kardinal und die Bischöfe Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand
für diese Darstellung spricht die Gewandung, sie tagen allesamt abendländliche Kleidung, kein byzantinische…
„In einer theatralischen Zusammenschau des von Bernini über dem Petrusgrab in Rom errichteten Baldachins und der dahinter die Apsis füllenden Kathedra Petri mit der Hl.-Geist-Gloriole ist der glanzvolle Hochaltar der Münchner Peterskirche als triumphales Bekenntnis zur römischen Kirche inszeniert.“ So Lothar Altmanns Beschreibung, die immer wieder zur Betrachtung dieses Bühnenaltars anregt:
Der thronende Petrus legt die Schrift aus, die vier Kirchenväter hören ihm zu und halten ihre Bücher fest geschlossen. Noch sind die Stuckvorhänge gerafft, sie könnten im nächsten Augenblick fallen: Petrus wäre nicht mehr da, aber die Stunde der verbliebenen Kirchenväter wäre gekommen – sie würden die Schrift nach der Lehre Petri auslegen. In dieser barocken Komposition sind Augenblick und Dauer eine Einheit geworden.
Dieser Bühnenaltar gehört mit den Altären von Weltenburg und Rohr zu den großen Leistungen des bayerischen Barock.
Die heutigen Päpste haben die Tiara abgelegt, sie lassen sich nicht mehr krönen.
In der Münchner Peterskirche ist das noch anders…
Aus Gründen der Perspektive hatte Asam der Petrusfigur des spätgotischen Hochaltars die Tiara aufgesetzt, und daraus konnte sie eine Tradition entwickeln, die bis in unsere Tage lebendig blieb:
Stirbt ein Papst, so nimmt man ihm in der Münchner Peterskirche die Tiara ab und krönt ihn wieder (durch Pfarrer oder Mesner) am Tage seiner Amtseinführung.
Weiter zur Altarbeschreibung:
Neben den Kirchenvätern prangen die Wappen der Stifter dieses Altars:
des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht (des späteren Kaisers Karl VII.) und seinen österreichischen Gemahlin Amalie.
2. Altar der Corporis-Christi-Erzbruderschaft (Nordseite):
Wurde nach Entwurf des Münchner Rokokobildhauers Ignaz Günther 1757/ 58 gestaltet.
Er besteht im Sockel aus Marmor sowie ansonsten aus Stuck und Holz.
Die vier Säulen das 1644 von dem Münchner Barockmaler Johann Ulrich Loth geschaffenem Altarbild zeigt in dramatischen Beleuchtung das Letzte Abendmahl.
Unter dem Baldachin des Altarauszugs verehren zwei typische Günther-Engel den in einer Monstranz vorgewiesenen eucharistischen Leib Christi.
Vorbemerkungen zu Marienverehrung in St. Peter: Die Marienverehrung ist schön viel älter. Schon 1287, als Dechant Konrad Wilbrecht den damaligen Kirchenbau noch gar nicht fertiggestellt hatte, wird ein Altar zur Ehren der Allerheiligsten Jungfrau genannt. Auf diesem Altar wurde nachweislich 1294 jeden Samstag ein feierliches Amt zur Ehren der Himmelskönigin zelebriert.
Die Jahrhunderte alte Marienverehrung bei St. Peter hat entscheidend dazu beigetragen, dass der ehemalige Platz St. Petri, später Marktplatz und sodann Schrannenplatz, schließlich Marienplatz genannt wurde. Übrigens wurde 1393 als man in München daranging, die Straßen der Stadt mit Kiese-oder Rollsteinen zu pflastern, wurde damit auf dem verkehrsreichen Marktplatz begonnen… Finanziert wurde dieses Unternehmen mit einem Pflasterzoll, verliehen von den Herzögen Johann II und Ernst aus dem Jahre 1394.
3. Altar der Maria-Hilf-Bruderschaft (Südseite)
In der Mitte des 17. Jh., als die Altäre in der Peterskirche abgebrochen und durch neue ersetzt worden waren, stiftete um 1653 die Bierbrauers Witwe Barbara Ostermayr eine Kopie des Passauer Muttergottes. Wenn wir Kopie hören, dürfen wir nicht an ein Werk niederen Ranges denken, schon deshalb, nicht weil es von Johann Carl Loth, 1653 – dem Sohn von Johann Ulrich Loth stammte.
Die Mariahilf-Verehrung konzentrierte sich auf den Bildtyp, der die Gottesmutter als Halbfigur mit den Jesusknaben auf dem Arm zeigt. Die mit dem Schleier bedeckte jungfräuliche Mutter neigt sich ihrem Sohn zu, der seine Wange an die ihre schmiegt. Das Urbild stammt von der Hand des Lukas Cranach (1474 – 1553), der das Bild nach der kunsthistorischen Forschung nicht vor 1537, nach der Tradition aber 1512 in Wittenberg in Gegenwart Martin Luthers geschaffen hatte. Augenfällig ist, dass der byzantinische Ikonentyp der Eleusa, der erbarmenden Muttergottes, als Vorbild diente. Mit Recht bezeichnet Torsten Gebhard das Cranach-Bild „als säkularisierte Form einer Marienikone“.
Mariahilf-Gnadenbild von Johann Carl Loth, 1653 – dem Sohn von Johann Ulrich Loth.
Das bedeutendste Gnadenbild der Peterskirche ist das Maria-Hilf-Bild. Die Brauerwitwe Barbara Ostermeier hatte es 1653 von Karl Loth nach dem Passauer Vorbild malen lassen und in St. Peter aufhängen lassen. 1680 bildete sich zu seiner Verehrung eine Versammlung die vom Bischof 1683 bestätigt wurde. Als die bayerische Armee unter Kurfürst Max Emmanuele 1683 gegen die Türken zog, hielten die Münchner eine 30-tägige Andacht vor dem Bildnis. Nach seiner glücklichen Rückkehr stiftete der Kurfürst deshalb dem Gnadenbild zwei Silberampeln, die bei Ofen (Budapest) erbeuteten Türkenfahnen und lies die Versammlung zur Erzbruderschaft erheben.
Rahmen des Bildes nach Entwurf Johann Baptist Straubs aus Silber und vergoldeten Kupfer (Joseph Friedrich I. Canzler, 1775/78 – Goldschmid).
Anmerkungen:
Lucas Cranach d.Ä. malte zwischen 1517 und 1525 für den evangelischen sächsischen Hof in Dresden ein Marienbild, den Ur-Typ vieler Maria-Hilf-Bilder. Es war zunächst bestimmt für die Heiligkreuzkirche in Dresden. 1611 kam dieses Bild als Geschenk des protestantischen sächsischen Kurfürsten in den Besitz des Erzbischofs von Passau, Erzherzog Leopold V. Er war der erste Verehrer dieses Bildes, auf all seinen Reisen nahm er das Bild mit. Auch den Namen „Maria Hilf“ dürfte es dem frommen Erzherzog verdanken. 1625 nimmt Erzherzog Leopold sein privates Gnadenbild nach seinem Verzicht auf das Passauer Bischofsamt mit nach Innsbruck. Dort wird es noch heute im Hochaltar des St. Jakobsdomes als Gnadenbild verehrt.
Lucas Cranachs Mariahilf-Bild wurde in Folge sehr häufig kopiert. Bei dem Motiv handelt es sich um eine der am weitesten verbreiteten Marienbilder in Tirol, Süddeutschland und im Alpenraum. Viele Kopien wurden selbst zu bedeutenden Gnadenbildern und bilden seitdem Zentren eigener Wallfahrten. Stadtarchivar Schwarz hat nun festgestellt, dass auch das St. Goarer Marienbild in die Kopien des Cranachschen Mariahilf Bildes einzuordnen ist. Das Gemälde hält sich streng an Cranachs Motiv, lediglich Gesicht und Frisur Mariens sind anders gestaltet. Der Typus dieser „Madonna mit dem sie umhalsenden Kind“ gründet in der Tradition byzantinischer Ikonen. Im Jahr 1684 wird die erste Maria-Hilf-Bruderschaft in München, St. Peter, gegründet.
In Folge entstanden zahlreiche solcher Bruderschaften, die in erster Linie auf den Kapuzinerorden zurückgehen.
4. Seitenkapelle: St. Martins-Altar (sog. „Schrenk-Altar“) um 1400
Das Entstehungsjahr des Schrenk Altars ist nicht überliefert und die Datierung des Rentabels seit seiner Wiederentdeckung im Jahre 1841 umstritten. Er ist in drei Register aufgeteilt und stellt oben Jesus als Richter der Welt dar, zeigt in der Mitte Szenen des endzeitlichen Weltgerichts und unten die Kreuzigung Jesu mit Darstellungen des hl. Martin und weiterer Heiligen.
Ihm gegenüber zeigt das spätgotische Pötschner-Altärchen von 1477 ein Triptychon aus der Hauskapelle der Patrizierfamilie des herzoglichen Rats Balthasar Pötschner.
5. Seitenkapelle: St. Korbinian
Das Ovalbild des Hofmalers Nikolaus Prugger zeigt den Bistumspatron St. Korbinian.
6. Seitenkapelle: Wies Kapelle
Ein Werk aus der Rokokozeit stammend die Figur „Unseres Herren in der Wiss“ (Christus an der Geißel Säule) aus der 1880 abgebrochenen Wieskapelle.
In einem weiteren Schrein auf dem Altartisch ist aus der Günther-Werkstatt (70er Jahre des 18. Jahrhunderts) die Hl. Familie in Nazareth zu sehen.
7. Beichtkapelle: Aloysius von Gonzaga
1750 geschaffener Rokokoaltar von Johann Baptist Straub.
Das Ovalbild von Franz Ignaz Oefele (1782) auf der Leuchterbank zeigt den hl. Aloysius von Gonzaga.
8. Seitenkapelle der Hl. Munditia – Liborius Altar:
Auf dem Liborius-Altar befindet sich der Reliquienschrein (Ganzkörperreliquiar) der hl. Munditia, ein schwarz gefasster Barockschrein mit Silberornamenten von Franz Keßler aus dem Jahr 1677.
Die hl. Munditia, eine frühchristliche Märtyrerin aus Rom, deren Gedenktag am 17. November gefeiert wird, gilt als Patronin der alleinstehenden Frauen.
Der Munditia-Schrein steht auf dem Liborius-Altar.
Ebenfalls in der Kapelle befindet sich – auf Ecke gestellt – die figürliche Darstellung der hl. Walburga. Sie hält in ihren Händen ein Fläschchen mit dem Walburgis-Öl.
9. Beichtkapelle: Beweinung Christi
Das Bild ist eine Kopie des Hofmalers Johann de Pay d. J. von der Beweinung Christi nach einer Komposition von Antonis van Dyck um 1640.
10. Nördliche Turmkapelle: Katharina-Kapelle
Ignaz-Günther-Kapelle mit dem vornehm-höfischen Eligiusaltar
Die ältesten Dokumente berichten 1284 von einer Stiftung durch den damaligen Pfarrer Konrad Wilbrecht.
Hier befindet sich ein spätes Meisterwerk von Ignaz Günther, einem der bedeutendsten Künstler des europäischen Rokokos.
Die Figuren der hl. Katharina von Alexandrien (Ignaz Günther, um 1765) und der hl. Margarete (Ignaz Günther, um 1765) sind höchstes, verfeinertes Rokoko.
11. Südliche Turmkapelle: Taufkapelle
Im Zentrum des kleinen Raumes steht das kelchförmige rotmarmorne Taufbecken des Hans Krumppers aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts.
Josef Prötzner fügte 1753, also Mitte des 18. Jahrhunderts, den schwungvollen Holzdeckel mit der Statue Johannes des Täufers hinzu.
12. Beichtkapelle: Arme-Seelen
1841 malte Franz Xaver Glink das Altarbild, das die Erlösung der Armen Seelen aus dem Fegfeuer thematisiert…
Dem Altar gegenüber das bedeutende „Pestvotivbild“ aus dem Jahre 1517 von Jan Polak.
13. Seitenkapelle: Joseph-Kapelle
Das Gemälde zeigt die Gottesmutter mit den Pestheiligen Sebastian und Rochus und den Stadtpatron St. Benno.
Die seitlich angeordneten Barockstatuen aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts stellen die hl. Theresia von Avila und den von ihr hochverehrten hl. Joseph dar.
14. Beichtkapelle: Kapelle der Hl. Drei Könige
Die Anbetung des Christuskinds durch die Hl. Drei Könige.
Dem Altar gegenüber ist das in Bronze gegossene Epitaph – mit dem von Engeln gehaltenen Schmerzensmann zwischen Maria und Johannes – von Orlando di Lasso.
15. Seitenkapelle: Florian- oder Johannes-Kapelle
Im oberen Bild befinden sich die Apostel Johannes und Andreas von Maler Johann Ulrich Loth aus dem 17. Jahrhundert.
An der Predella steht der Hl. Florian, der Helfer bei Feuersgefahren (eine Kopie von Hermann Rösner)
Dem Altar gegenüber befindet sich der Hl. Johannes von Nepomuk.
16. Beichtkapelle: Hl. Franziskus
Das Altarblatt ist eine Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlung und zeigt die hl. Maria mit Heiligen.
Im Altarauszug das Barockbild des hl. Franz von Assisi.
17. Seitenkapelle: Anna-Kapelle
An der Predella befindet sich eine aus dem Jahre 1640/50 stammende barocke Schnitzgruppe der hl. Anna Selbdritt von Balthasar Ableithner.